Einstieg in das Hobby? Wie geht das?
Nun, zunächst muss man sich die fundamentale Frage stellen,
ob man das Zeug dazu hat. Roboteering ist ein hierzulande sehr
seltenes Hobby. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man
im Zweifelsfall in Deutschland nur zweimal im Jahr auf ein Turnier
gehen kann und eventuell eine recht weite Anreise finanziell und
zeitlich in Kauf nehmen muss. Auch die Kosten müssen bedacht
werden, ebenso wie der Platz und das Werkzeug. Preis, Platz und
Aufwand hängen natürlich stark von der Gewichtsklasse ab,
also sollte man gut überlegen, was man will. Die drei in
Deutschland gängigen Gewichtsklassen sind Antweight,
Raptorweight und Featherweight mit 150 Gramm, 6 Kilogramm und 13,6
Kilogramm. Ein Antweight kann auf dem Schreibtisch entstehen, für
einen Raptoren oder Feather braucht man schon eine Werkbank. Auf
dieser Seite gehe ich in allen meinen Überlegegungen den
Low-Budget-Weg, versuche also, es so günstig wie möglich
zu gestalten. Das sollte ein Anfänger alleine deshalb schon
tun, weil man erst nach dem ersten Turnier wissen kann, ob man
dieses Hobby wirklich verfolgen will. Auch gehe ich meist den
einfachen Weg. Jede Menge Leute versuchen sofort, den besten Bot
aller Zeiten zu bauen, haben aber ohne Erfahrung keine Chance, ihr
Projekt auch nur ansatzweise zu realisieren und scheitern dann
meistens schon in den ersten Bauschritten – Ihre Threats sind
in den Foren der GRA als traurige Mahnmale des Scheiterns zu
bewundern. Es ist äußerst ratsam, zunächst mal
Informationen über Regeln und Bauweise einzuholen, siehe
GRA-Forum in den Links. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass man auf
dem ersten Turnier (wenn man GUT ist) nur teilnimmt. Siegen kann man
später. Die erste Hürde ist, einen fahrtüchtigen Bot
in die Arena zu schicken (das ist mir mit KillaCan in der
Antweight-Klasse gelungen, mit Rampage bin ich damit allerdings bei
den Raptoren gescheitert...).
Eine kleine Übersicht über den Aufwand meiner eigenen
Bots in ihrer jeweils ersten Turnierversion könnte einige
Hinweise geben, was man wofür einplanen sollte:
KillaCan: ca. 9 Euro, 12Arbeitsstunden
WarStyle: ca. 90 Euro, 20 Arbeitsstunden
Rampage: ca. 80 Euro (ohne Fahrtregler), 40 Arbeitsstunden
Einstiegsüberlegungen: Die Funkanlage
Um den Bot zu steuern braucht man eine Fernsteuerung. Es gibt da
eigentlich nur drei Möglichkeiten, die erste ist die, dass man
ein bestehendes RC-Fahrzeug mit 27MhZ oder Infrarotsteuerung nimmt,
wie sie häufig günstig angeboten werden, und die
Elektronik daraus verwendet. Dies ist jedoch NUR in der
Antweight-Klasse erlaubt UND kann auf dem Turnier zu Störungen
führen. Also nur eine Lösung für absolutes Low-Budget
(siehe KillaCan). Die zweite Möglichkeit ist eine 40MhZ-Funke
mit wechselbaren Quarzen. Diese Technologie bedarf etwas Zubehör
(Quarze, welche die Frequenzen so verteilen, dass jeder nur seinen
eigenen Bot steuert), ist aber derzeit noch günstiger als die
dritte Möglichkeit (dazu gleich mehr). Ich selbst habe eine
Günstige Funke mit dazugehörigem Empfänger für
30 Euro erstanden. Man sollte darauf achten, wieviele Kanäle
die Fernsteuerung unterstützt – plant man, in Zukunft
eine Aktive Waffe zu haben braucht man mindestens drei. Zuguterletzt
gibt es die 2,4Ghz-Technologie. Derzeit noch etwas teurer ist dies
wohl die Zukunft, nicht störanfällig, man braucht keine
Quarze und die Antennen sind winzig. Einzige Nachteile sind derzeit
noch die etwas größere Größe der Empfänger
und der höhere Preis der Funken (ab 55 Euro).
Einstiegsüberlegungen: Gewichtsklasse
Zunächst sollte man überlegen, in welcher
Gewichtsklasse man antreten will. Wenn man nicht über eine
Werkbank und eine Grundausstattung an Werkzeugen verfügt ist
die Antweight-Klasse ein guter Einstieg. Wie Flatliner mit Zwölf
und ich mit KillaCan bewiesen haben, kann man in dieser Klasse auch
mit einem sehr geringen Budget von unter 20 Euro schon einen
Teilnahmefähigen Bot basteln. Hat man eine gut eingerichtete
Heimwerker-Werkstatt oder gar eine Betriebswerkstatt, die man nutzen
kann, und fühlt sich in der Verarbeitung von Metall oder
Makrolon einigermaßen sicher, kann man auch mit einem Raptoren
anfangen. Einen Feather würde ich zum Einstieg nicht unbedingt
empfehlen, da die Kräfte, die in dieser Gewichtsklasse
freigesetzt werden sehr groß sind und die Anforderungen an die
Stabilität des Bots deutlich höher liegen als bei den
Raptoren. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sich das erstmal
anzusehen, bevor man meint, man wisse, was da auf die Bots zukommt.
Einstiegsüberlegungen: Elektronik bei einem Antweight
Die Elektronik eines Antweights besteht im Minimum aus einem
Empfänger, einem Akku und zwei Servos. Servos kann man so
modifizieren, dass sie 360° drehen können und somit als
Antrieb nutzbar sind. Die Vorteile eines modifizierten Servos
gegenüber einem Motoren liegen in geringem Gewicht, bereits
angebautem Getriebe und integriertem Fahrtregler – der Servo
kann direkt an den Empfänger geschlossen werden. Die Nachteile
liegen in der Modifikation des Servos, welche dazu führen kann,
dass der Bot vor jedem Kampf nachgetrimmt werden muss, damit er
nicht ruckelt oder von alleine fährt (dies hält viele
erfahrenere Roboteers von Servos ab – ich verwende sie aber
immer noch gerne). Mit einem Akku (Fliegerakkus aus dem
Modellbaushop, alte Handyakkus gehen allerdings auch – siehe
wieder KillaCan) von 3,7V lässt sich ein Ant bereits antreiben,
jeder der Servos treibt ein Rad und schon hat man ein fahrendes
Fahrzeug. Ein dritter Servo kann einen Lifter betätigen und
schon hat man einen voll kampffähigen Ant für unter 40
Euro. Will man eine Waffe mit einem schwereren Motor einsetzen,
braucht dieser einen eigenen Fahrtregler, in der Antweight-Klasse
sind Brushless-Motoren inzwischen Standard und die brauchen einen
passenden Regler. Dazu braucht man dann meist auch mehr Spannung,
also eine weitere Zelle Akku zu 7,4V. Zusammen ist man da schonmal
über 50 Euro los, es ist also immer zu überlegen, ob man
wirklich einen Spinner braucht. Will man seine Räder mit
Getriebemotoren statt Servos antreiben, braucht man hierfür
auch noch Regler, daher rate ich für Anfänger davon ab.
Ansonsten bedarf der Ant eines An/Aus-Schalters oder einer
entfernbaren Steckbrücke, die von Außen einfach zu
erreichen ist.
Einstiegsüberlegungen: Typ des Antweights
Antweights für Einsteiger haben einen Vorteil: Die Arena
hat laut Regeln mindestens 50% GRABEN als Begrenzung. Dies ist ein
großer Vorteil für Pusher, also Bots, die ihren Gegner
einfach nur schieben. Pusher sind in der Antweight-Klasse recht
einfach zu bauen: Man braucht ein Chassis, das vorne möglichst
direkt auf dem Boden schleift, damit Keilförmige Bots und
Schieber möglichst nicht unter den eigenen Bot drunterkommen,
und Räder, die auf glatten Oberflächen möglichst viel
Grip haben. Bei KillaCan habe ich den schleifenden Teil in Form des
Schiebers vorne angebracht, eine insgesamt keilförmige
Panzerung, die vorne auf dem Boden schleift ist eine weitere
Alternative. Wenn man nicht gerade den Ultra-Low-Budget-Weg
verfolgt, kann man bei dieser Gelegenheit auch gleich eine kleine
Schaufel an einen Servo anbringen – und schon hat man einen
Lifter. Für einen Spinner muss man zunächst überlegen,
WAS man eigentlich drehen will (im Falle von WarStyle eine
Holzfräse), dann was für einen Motor man dafür
verwenden will und zuguterletzt, wie man den Spinner am Motor
befestigt. Vertikalspinner sollten immer so drehen, dass sie den
Gegner hochreißen und den eigenen Bot nach unten auf den
Arenaboden drücken, so verhindert man, dass man sich selbst
rauswirft. Horizontalspinner sind zwar sehr zerstörerisch,
befördern sich aber gerne auch mal selbst ins Aus. Ich empfehle
Anfängern zunächst einen Pusher zu bauen, das mag auf den
ersten Blick recht unspektakulär zu sein, ist aber einfach zu
bauen und recht erfolgreich, immerhin siegen regelmäßig
Pusher in der Antweight-Klasse bei den Mad Metal Machines Turnieren.
Einstiegsüberlegungen: Panzerung und Chassis des
Antweights
In der Antweight-Klasse ist Panzerung meist = Chassis – es
lohnt sich in dieser Größe und Gewichtsklasse nicht,
einen Rahmen zu bauen, auf den man dann Panzerung aufsetzt. An
Materialien gibt es einige, Details sind dem Antbuch zu entnehmen
(siehe GRA-Seite unter den Links), wichtig ist, dass man das
Material, welches man wählt auch bearbeiten kann. Ich
persönlich bin ein großer Freund von Aluminium, da ich es
gut sägen und biegen kann, vielen ist es allerdings nicht
stabil genug oder zu schwer. Die Form des Chassis sollte dem Bot-Typ
angepasst sein, den man bauen möchte. Wichtig ist zu beachten,
ob es möglich ist, sich gegen Flips zur Wehr zu setzen. Ein
Bot, der auf den Rücken gedreht wurde sollte nicht hilflos
sein. Die meisten Flipper oder Lifter sind so konstruiert, dass sie
sich selbst wieder aufrichten können. Viele Bots haben Räder,
die groß genug sind, auf beiden Seiten fahren zu können.
Meine Antweights sind hier ein schlechtes Beispiel, KillaCan kann
nur bei seitlichen Flips überrollen (auch wenn der niedrige
Schwerpunkt hilft, - KillaCan wurde nach 8 Pflichtkämpfen noch
nie durch einen Flip ausgeschaltet!) und WarStyle ist auf dem Rücken
absolut hilflos. Das Chassis sollte also um das Waffensystem (falls
vorhanden) herum konstruiert sein, einen Plan für den Fall
eines Kopfstandes beinhalten und am besten auch noch Treffer von
Spinnern abfangen können (die man NIEMALS unterschätzen
sollte!). Anders als im Antbuch beschrieben ist bei der
Spinnerabwehr gegen Vertikalspinner eine Wannenpanzerung wichtiger –
die meisten Attacken werden von unten kommen, nicht von oben, da
Axtbots bei den Ants wenig bis gar nicht effektiv sind. Ein
einfacher Ant wäre ein Keil mit Rädern, die oben und unten
aufkommen können (eine kleine Version von Rampage im Prinzip),
etwas, das sich durchaus mit ultraniedrigem Budget bauen lässt.
Ein fahrender Kasten mit einer kleinen Schaufel als Lifter vorne
dran wäre der nächste Schritt und bereits ein guter
Konkurrent für die meisten Ants, wenn er gut gebaut ist (siehe
Sieger des MMM10: Dredger).
Einstiegsüberlegungen: Elektronik bei einem Raptoren
Die Elektronik eines Raptoren bedarf nun wirklich eines
Fahrtreglers. Dazu kommt ein genügend kräftiger Akku
(meist auf 12 V-Basis) und natürlich Empfänger und
Motoren. Als Motoren bieten sich Akkuschraubermotoren an, da diese
bereits ein Getriebe angeflanscht haben, das man nutzen kann.
Zwischen Akku und dem Rest gehört bei den Raptoren eine
Steckbrücke, die von außen zugänglich ist und eine
LED, die anzeigt, wenn der Bot aktiv ist. Hat man dies alles muss
man bedenken, dass die Kabel in dieser Art von Maschine dick genug
sein müssen. Wichtig ist, bei der Konstruktion darauf zu
achten, dass zwischen Außenhülle und Elektronik
mindestens ein Zentimeter Luft (oder Styropor oder ein anderes
weiches Material) ist, damit Dellen in der Panzerung bei Einschlägen
nicht gleich die (teure, vitale) Elektronik beschädigen.
Einstiegsüberlegungen: Art des Raptoren
Ich empfehle jedem, der in diese Klasse einsteigen möchte,
zunächst einen fahrfähigen Bot zu bauen. Man kann den Bot
später von Event zu Event ausbauen (siehe Enigma – vom
Pusher innerhalb einiger Events zum gefürchtetsten Spinner
Deutschlands angewachsen, der sogar bei Featherweight-Turnieren
nicht ohne Erfolg mitkämpft!), sollte sich aber erstmal darauf
konzentrieren, die Kiste erstmal zum Laufen zu bekommen. Aus diesem
Grund gehe ich in der Grundausstattung davon aus, dass der Bot nur
zwei Motoren für den Antrieb hat. Räder sollte man der
Einfachheit halber direkt auf die Getriebewelle aufpressen, meine
Konstruktion mit Ketten bei Rampage war leider ein ziemlicher
Reinfall – das sollte man dann bei der Planung in die Breite
des Raptoren mit einplanen, wenn man will, dass die Räder
nebeneinander liegen. Man muss nicht automatisch einen Pusher bauen.
Für einen Pusher würde sich aufgrund der besseren Traktion
ein Vierrad-Antrieb lohnen, der gar nicht so einfach zu bauen ist,
wie man denkt. Ein Keilbot wäre eine Möglichkeit, mit der
viele Roboteers arbeiten (siehe auch mein eigener Rampage). Ein
robust gebauter Keilbot kann Gegner unterfahren, ist, wenn er
invertierbar ist, flipresistent und kann Gegner so lange an der
Naser herumführen, bis ihnen das CO2 im Flippertank ausgeht,
der Spinnermotor überhitzt oder sie in der Grube landen. Das
ist natürlich der Idealfall aber durchaus möglich. Wem das
zu langweilig ist, der kann einen Thwackbot konstruieren. Thwackbots
haben einen Ausleger, meist an der „hinteren“ Seite, mit
dem sie zuschlagen, indem sie sich schnell um die eigene Achse
drehen. Hierbei sollte man sich nicht allzu viel Schaden erhoffen,
es ist aber ein schöner Effekt. Symetrische Thwackbots mit zwei
Auslegern oder einfach harten/scharfen Ecken können sich auch
sehr schnell um die eigene Achse drehen und dann darauf warten, dass
der Gegner in sie hineinfährt. Hierfür muss man allerdings
recht schnelle Antriebssysteme verwenden, um Schaden anrichten zu
können.
Für den Anfang bieten sich also in der Raptorenklasse drei
Typen von Bot an: Pusher, Keilbot und Thwackbot. Natürlich kann
man diese Typen auch frei nach Fantasie kombinieren, so haben viele
Bots zusätzlich zu einer Keule zum zuschlagen einen
Schiebeschild auf der anderen Seite oder ein Keilbot kann Mitnehmer
zum zuschlagen angebaut haben (siehe Rampage). Da wir in dieser
Version keinen Waffenmotor brauchen, können wir mehr Gewicht in
die Panzerung investieren, was sich eigentlich immer lohnt. Auf dem
Finale von MMM10 war bei The Bone nach einem heftigen Kampf gegen
Enigma sogar eine 10mm-Aluplatte eingedrückt – die
Kräfte, die bei diesen Kämpfen freigesetzt werden sind,
wie bereit erwähnt gewaltig.
Einstiegsüberlegungen: Chassis und Panzerung eines
Raptoren
Bei einem Raptoren ist ein Rahmen, der die Panzerung und
Elektronik hält, durchaus eine Option. Ein Rahmen kann aus
Aluminiumprofilen geschraubt werden oder, wenn man Zugang zu
Fähigkeiten und Material hat, auch aus Stahl geschweißt
werden, was allerdings in der Raptorenklasse vom Gewicht her
problematisch werden kann. Es ist zu überlegen, wie der fertige
Bot später einen Sturz aus mindestens einem Meter höhe auf
eine Spanholzplatte überleben wird (was einem
durchschnittlichen Flip entspricht).
Als nächstes kommt die Panzerung. Hier muss man vor allem
auf das Gewicht achten, sonst hat man am Ende, wenn die Motoren und
der Akku an Bord sollen zu viel Masse. Holz ist leicht zu
verarbeiten aber nicht sonderlich Stabil. Aluminium ab 3mm Stärke
bietet einen gewissen Schutz (ich verwende es bei Rampage), ist aber
gegen bessere Spinner häufig nicht ausreichend. Wenn man Stahl
verarbeiten kann ist Federstahl gut, sollte aber keinen Strukturteil
übernehmen, da er flexibel ist. Makrolon ist ein gutes
Panzerungsmaterial, das sich sehr gut verarbeiten lässt. HDPE
sieht zwar nach einigen Kämpfen etwas zerkaut aus, ist aber in
ausreichender Dicke Schutz gegen nahezu jede physische Attacke, da
es jede Menge Energie einfach schlucken kann.
Ich persönlich verwende Aluminium, da ich es gut
verarbeiten kann und es umsonst bekommen habe. Makrolon ist auch
immer eine gute Wahl, da es sich sehr gut verabeiten lässt und
äußerst stabil ist. Mit diesem Wissen kann man bereits
einen einfachen Keil-, Pusher- oder Thwackbot für die
Raptorenklasse bauen. Zuverlässigkeit und Flipresistenz sind
hier die beiden wichtigsten Faktoren für den Anfänger.
Wenn man die hinbekommt, kann man mit etwas Glück schon im
Mittelfeld mitmischen.